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Durch Zucht-Auslese der am besten arbeitenden Hunde hatte sich schon in Kanada ein Hundeschlag herausgebildet, der ebenfalls bei den Fischern zum Einsatz kam. Er brachte abgetriebene Netze oder toter Fische, aber auch erlegte Wasservögel und anderes Wild. Dieses apportieren (im englischen "retrieve") brachte ihm den Namen. Die Hunde zeichneten sich durch ein hohes Erinnerungsvermögen aus, so dass sie sich noch nach längerer Zeit wußten, wo mehrere Stücke Wild gefallen waren, und langes nutzloses Suchen in der Kälte vermieden wurde. Zu einem guten Apportierhund gehörte schließlich auch ein "weiches Maul", damit das Wild unversehrt zum Herren gebracht und weiterverarbeitet werden konnte.
Etliche der frühen Import-Hunde gelangten nach ihrer Ankunft in England in die Hände adeliger Familien, die große Ländereien mit vielfältigen Jagdmöglichkeiten besaßen. Hier wurden sie weiter gezüchtet und konsequent, entsprechend ihrer jagdlichen Leistungsfähigkeit, weiter selektiert. Dabei entstand im Laufe einiger Jahrzehnte ein recht einheitlicher Typ: ein mittelgroßer, kräftig gebauter Hund mit breitem Schädel, kurzem harten Haar mit dichter wasserabstoßender Unterwolle, und mit einer charakteristischen dicht behaarten Otterschwanz-ähnlichen Rute, die keine Befederung (lange abstehende Haare auf der Unterseite) haben darf.
In England wurde auch der erste Standard für die Rasse aufgestellt. Dieser beschreibt den "idealen" Labrador hinsichtlich seiner körperlichen und charakterlichen Eigenschaften; Ziel der seriösen Züchter in aller Welt ist es heute, dass ihre Hunde diesem Standard möglichst nahe kommen.
Bei der Jagd sitzt oder geht der Labrador neben seinem Führer und merkt sich die Fallstellen des geschossenen Wildes. Er apportiert es erst auf Befehl und bringt es unbeschädigt und auf kürzestem Wege zu seinem Führer. Dafür bedarf es eines ruhigen, konzentrierten Hundes, der aufmerksam das Jagdgeschehen verfolgt, beim Apportieren seine feine Nase einsetzt und unverletztes Wild nicht verfolgt. Er muß sich gehorsam und vertrauensvoll von seinem Führer auch über große Entfernungen und Hindernisse mit Handzeichen und Pfeifsignalen lenken lassen, damit er ohne Störung des Jagdbetriebes auch solches Wild finden kann, dessen Fall er nicht beobachtet hatte. Wichtig ist darüber hinaus absolute Friedfertigkeit im Umgang mit fremden Menschen und anderen Hunden.
Seit Jahrzehnten gibt es in vielen Ländern Labrador-Clubs, deren Mitglieder es sich zum Ziel gesetzt haben, die Rasse mit ihren besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten zu erhalten; dazu werden sowohl Zuchtschauen als auch Ausbildungskurse und Leistungsprüfungen veranstaltet.
Inzwischen wird der Labrador schon längst nicht mehr nur als Apportierhund auf der Niederwild-Jagd eingesetzt. Heutzutage findet man ihn wegen seiner vielfältigen guten Eigenschaften im Einsatz als vielseitiger Jagdhund, Blindenhund, Rauschgifthund, Rettungshund, oder Sportkamerad bei Dummyarbeit, Agility und Flyball. Darüber hinaus ist er ein geduldiger, nervenstarker, angenehmer und wirklich kinderlieber Familienhund, dem das enge Zusammenleben mit seinen Menschen über alles geht und der zu einem ausgewogenen Klima im Zusammenleben der Menschen erheblich beitragen kann.
